Fluglärm


Die heutigen Flugverkehrsbelastungen

Der Flugverkehr des Flughafens Zürich-Kloten beeinträchtigt aufgrund seiner Nähe von nur etwa 15km zur schweizerisch-deutschen Grenze bereits seit Jahren die Lebensqualität nicht nur der Schweizer Bevölkerung, sondern insbesondere auch der Menschen nahe der Schweizer Grenze entlang des Hochrheins, in der Bodenseeregion sowie im Südschwarzwald und in der Baar. Etwa 80 Prozent aller Anflüge auf den Flughafen Zürich erfolgen über den süddeutschen Grenzraum, auch der Großwarteraum RILAX befindet sich über dem süddeutschen Raum.

Seit April 2005 wird der Flugverkehr des Flughafens Zürich über dem deutschen Raum von Seiten der deutschen Bundesregierung über die 220. Durchführungsverordnung geregelt. Diese Regelung sieht neben der Festlegung von bestimmten Mindestflughöhen vor, dass Anflüge über deutsches Gebiet an Wochentagen nur in der Zeit zwischen 7.00 Uhr und 21.00 Uhr erfolgen dürfen, an Samstagen sowie Sonn- und Feiertagen nur zwischen 9.00 Uhr und 20.00 Uhr. Bei bestimmten Wetterlagen sowie Not- und Ausnahmesituationen kann ein Anflug auch außerhalb dieser Zeiten möglich sein. Außerhalb dieser Zeiten müssen Anflüge auf den Flughafen Zürich aus anderen Richtungen erfolgen. In der bestehenden Durchführungsverordnung wird jedoch keine Aussage über eine maximale Anzahl der Anflüge festgelegt. Die 220. DVO hat bislang allen gerichtlichen Überprüfungen und auch Klagen aus der Schweiz standgehalten.



Grundlage für Verhandlungen eines Staatsvertrags

Bereits seit dem Jahr 2000 wird über einen Staatsvertrag zwischen der Schweiz und Deutschland zur Regelung des Flugverkehrs und einer „gerechten“ Verteilung der Lärmbelastungen diskutiert, ein erster Entwurf zum Staatsvertrag wurde 2001 durch das Schweizer Parlament abgelehnt. Insbesondere von Seiten der Schweiz wurde in der Vergangenheit aufgrund der restriktiven Regelung der 220. DVO auf einvernehmliche Lösungen im Rahmen eines Staatsvertrages gedrängt.

Nachdem die Schweiz und Deutschland im Jahr 2008 überein kamen, dass nach einer Analyse der vom Flughafen ausgehenden Lärmbelastung eine Neuregelung der Anflüge diskutiert werden solle, wurde im Rahmen bilateraler Verhandlungen ein Entwurf für einen Staatsvertrag zur Regelung der Nutzung des Flugraums über süddeutschem Gebiet erarbeitet. Von Seiten der Bundesregierung Deutschlands war daran insbesondere der frühere Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer beteiligt, von Seiten der Schweiz die Bundesrätin Doris Leuthard. Mitte 2012 einigte sich eine deutsch-schweizerische Verhandlungsdelegation überraschend auf einen Staatsvertrag. Dieser sah im Wesentlichen folgende Eckpunkte vor:


Sperrzeiten von 18.00 Uhr – 6.30 Uhr werktags, von 18.00 Uhr – 9.00 Uhr an Wochenenden und Feiertagen
Keine Begrenzung der Anzahl der Nordanflüge
Absenkung der Anflughöhen von 3.600 NN auf 3.000 NN vor Umbau der Pisten, nach Umbau der Pisten auf 2.400 NN
Absenkung der Abflughöhen von derzeit 4.500 NN auf 3.600 NN
Ermöglichung des „geköpften Nordanflugs“
Erhalt des Warteraums RILAX über der BaarGemeinsame Bewirtschaftung des Flugraums durch DFS und Skyguide (bisher ausschließlich durch Skyguide)

Die "Stuttgarter Erklärung"

Von Seiten der Baden-Württembergischen Landesregierung ebenso wie von Vertretern der betroffenen Regionen auf deutscher Seite wurde deutlich gemacht, dass diese Eckpunkte des verhandelten Staatsvertragsentwurfs nicht zu akzeptieren sind. Im November 2012 schloss sich der Landtag von Baden-Württemberg fraktionsübergreifend der Position der „Stuttgarter Erklärung“ an, um gegenüber der Bundesregierung eine klare Haltung zur weiteren Verhandlung mit der Schweiz deutlich zu machen. Die Erklärung sieht folgende Positionen vor:


Begrenzung der Anzahl der Anflüge über den süddeutschen Raum auf maximal 80.000 pro Jahr
Uneingeschränkte Beibehaltung der Sperrzeiten der 220. DVO
Keine Abflüge über deutschem Gebiet
Keine Hinnahme von Umweg- und Warteflügen über deutschem Gebiet
Aufhebung des Warteraums RILAX
Kein „gekröpfter Nordanflug“

Aufgrund des enormen Widerstands insbesondere der südbadischen Regionalvertreter gegenüber der Bundesregierung sah sich der damalige Bundesverkehrsminister Ramsauer gezwungen, den ausgehandelten Staatsvertrag zurückzuziehen und Neuverhandlungen anzukündigen. Entgegen dieser Ankündigung finden derzeit jedoch bilaterale Gespräche zwischen der Schweiz und Deutschland über Änderungen des Entwurfs zum Staatsvertrag statt, damit dieser auch von Seiten des deutschen Bundestages verabschiedet werden kann.


Die Grüne Position

Die Landtagsfraktion der Grünen hat sich stets dafür ausgesprochen, dass einer Regelung in Form eines Staatsvertrages im Bundesrat nur zugestimmt werden kann, wenn diese alle Forderungen der „Stuttgarter Erklärung“ aufnimmt. Darüber hinaus erwartet die grüne Fraktion, dass die Vertreterinnen und Vertreter der betroffenen Regionen in den Verhandlungsprozess mit der Schweiz umfassend und frühzeitig eingebunden werden.
Am 18.09.2012 hat die Grüne Landtagsfraktion daher den Antrag „Lärmreduzierung für Südbaden sicherstellen“ eingereicht und darin die Aufnahme der Stuttgarter Erklärung in die damaligen Staatsvertragsverhandlungen gefordert.

Siegfried Lehmann hatte sich im Vorfeld der Bundestagswahl 2013 an Bundeskanzlerin Merkel gewandt und auf Einhaltung des angekündigten Versprechens von Neuverhandlungen gedrängt. Dies wurde ebenfalls von Seiten der grünen Bundestagsfraktion gefordert, welche Nachverhandlungen zum Staatsvertrag forderte: Kleine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion: Flughafen Zürich - Sachstand zum Staatsvertrag mit der SchweizDie Zusage über Neuverhandlungen wurde von Seiten der Bundesregierung jedoch nicht gehalten – im Gegenteil: Die Gespräche hinter verschlossenen Türen wurden seit der Bundestagswahl deutlich vorangetrieben. Angesichts der derzeit laufenden bilateralen Gespräche zwischen dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mahnt die grün-rote Landesregierung wiederholt an, dass diese Gespräche nicht am Landesparlament Baden-Württemberg und der betroffenen Bevölkerung vorbei geführt werden dürfen.


Pressemitteilungen

Datum  Titel 
22.05.2015  Wolf gibt sich als großen Staatsmann 
05.03.2015  Haltlose Vorwürfe von Wolf. Fluglärmstreit kann allein durch eine Entscheidung der Bundesregierung beigelegt werden 
14.01.2015  Grün-rot steht für bürgerfreundlichen Flugverkehr 
08.10.2014  Versagen liegt allein auf Seiten der Bundesregierung 
09.09.2014  Bund verweigert sich jeder weiteren Mitarbeit für besseren Schutz vor Fluglärm 
06.08.2014  Lehmann zeigt sich enttäuscht über Haltung des Bundesverkehrsministeriums  
11.03.2014  Lehmann drägt auf Verbindlichkeit bei der Klärung offener Fragen zum Fluglärmstreit mit der Schweiz 
27.01.2014  Lehmann fordert neuen Verkehrsminister Dobrindt zu klarer Positionierung auf 
12.12.2013  Lehmann mahnt Einbindung regionaler Interessen an 
30.09.2013  Lehmann fordert Neuverhandlung des Staatsvertrags zum Fluglärm auf der Basis der Stuttgarter Erklärung in Koalitionsverhandlungen aufzunehmen  
18.09.2013  Arbeit der Bürgerinitiative gegen Fluglärm war für die Region unverzichtbar und ist gerade jetzt wichtig 
05.09.2013  Bundesregierung sitzt Konflikt um Fluglärm aus 
23.08.2013  Bundeskanzlerin muss Versprechen über Neuverhandlung des Staatsvertrags einlösen 
07.03.2013  Lehmann begrüßt Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes zur Rechtmäßigkeit des Nachtflugverbots über Südbaden 
26.11.2012  Lehmann begrüßt Neuverhandlung des Staatsvertrags 
23.11.2012  Geschönte Denkschrift kann über katastrophalen Staatsvertrag nicht hinwegtäuschen 
12.10.2012  Lehmann begrüßt Forderungen der Landesregierung zum Staatsvertrag 
25.09.2012  Die Karten müssen offen auf den Tisch 
19.09.2012  Lehmann fürchtet Mehrbelastungen durch Staatsvertrag für die Bodenseeregion 
03.07.2012  Zweischneidiges Ergebnis im Fluglärmstreit 
02.05.2012  Die grün-rote Landesregierung steht für eine Begrenzung auf 80.000 Anflüge pro Jahr 

Initiativen

Antrag der grünen Landtagsfraktion "Fluglärm-Staatsvertrag mit der Schweiz" vom 15.08.2014 
Kleine Anfrage der grünen Bundestagsfraktion "Staatsvertrag zum Flughafen Zürich" vom 25.07.2014 
Stuttgarter Erklärung 
Schreiben an Bundeskanzlerin Merkel vom 23.08.2013 und Antwort aus dem Kanzleramt vom 23.09.2013 
Kleine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion "Flughafen Zürich - Sachstand zum Staatsvertrag mit der Schweiz" vom 01.07.2013  
Antrag der Grünen Landtagsfraktion "Lärmreduzierung für Südbaden sicherstellen" vom 18.09.2012 
Antrag "Fluglärmbelastung in Südbaden" vom 06.09.2010 

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